École d’été trinationale – Trinationale Sommerschule 2023 „Grenzen in Zeiten des Krieges“
01. – 03.06.2023 im Studienhaus Wiesneck in Buchenbach in der Nähe von Freiburg
Die trinationale Sommerschule 2023 widmete sich dem Thema „Grenzen in Zeiten des Krieges“. Sie wurde organisiert im Rahmen des Jean-Monnet-Netzwerks Frontem.
Programm
Donnerstag, 01.06.2023 | |
13.30 Uhr | Ankunft und Begrüßung |
14.00 Uhr | Eröffnung Beate Rosenzweig und Gisela Riescher |
14.15 Uhr | Vortrag und Interaktion mit dem Plenum Birte Wassenberg und Joachim Beck |
16.00 Uhr | Kaffeepause |
16.30 Uhr | Frontem Panel Anne Thevenet, Martin Klatt, und Bernard Reitel. Online: Anthony Soares, Guyla Ocskay und Nicolae Paun |
18:00 Uhr | Abendessen |
19:30 Uhr | Besprechung der Arbeitsgruppen Besprechung der Dozent*innen |
Freitag, 02.06.2023 | |
8:30 Uhr | Frühstück |
9:15 Uhr | Regieren und Wählen in der Zeitenwende Karl-Rudolf-Korte |
10:45 Uhr | Pause |
11:00 Uhr | Präsentation der Arbeitsgruppen: Grenzen in Zeiten des Krieges aus geschichtlicher Perspektive Grenzen und Mauern |
12:30 Uhr | Mittagessen |
14:30 Uhr | Wanderung rund um die Wiesneck |
15:30 Uhr | Kaffeepause |
16:00 Uhr | Ursachen von inner- und zwischenstaatlichen Konflikten Uwe Wagschal |
18:00 Uhr | Abendessen |
19:30 Uhr | Film: Rien à déclarer |
Samstag, 03.06.2023 | |
8:30 Uhr | Frühstück |
9:15 Uhr | Präsentation der Arbeitsgruppen: Grenzen und Migration Grenzen und Energieversorgung |
10:45 Uhr | Pause |
11:00 Uhr | Keynote/Abschlussdiskussion: Grenzen in Zeiten des Krieges Sylvain Schirmann |
12:30 Uhr | Mittagessen und Abreise |
Vorbereitende Arbeitsgruppen
Arbeitsgruppe 1: Grenzen in Zeiten des Krieges aus geschichtlicher Perspektive (Betreuer*innen: Marcus Obrecht und Christine Aquatias)
Zwischen Krieg und Grenzen bestehen vielschichtige Beziehungen. Grenzen können sowohl eine Ursache als auch eine Folge von Kriegen sein, wie die Geschichte zeigt. Sie sind oft eng mit Fragen des Nationalismus, territorialen Streitigkeiten und geostrategischen Machtdynamiken verwoben. Symbolische Funktionen erhalten sie über die Verbindung mit Souveränitätsfragen. Oft spielt schon die Definition des Wortes “Grenze” eine Rolle, da sie als Bestätigung oder Begründung für Angriffskriege benutzt wird. Grenzstreitigkeiten können Kriege auslösen, da Staaten um den Besitz und die Kontrolle von Territorien, Ressourcen oder strategischen Standorten konkurrieren. Folglich sind Grenzen selbst oft das Ergebnis kriegerischer Auseinandersetzungen und/oder politischer Verhandlungen. Als Konsequenzen der Neuordnung kann es dabei zu Vertreibung von Menschen kommen, die unter dem Begriff der “ethnischen Säuberung” diskutiert werden. Beispiele für Krieg und Flucht sind in der ganzen Welt und zu jeder Zeit zu finden, auch in Europa und in neuerer Zeit – auch bis vor gar nicht so langer Zeit bei uns am Oberrhein.
Die Grenze kann aber selbst als Ort eine erhebliche Bedeutung erhalten, wenn es in Kriegen zu deren Militarisierung kommt, wie sie sich in Schutz- und Kontrollmaßnahmen zeigt.
Die Arbeitsgruppe kann sich mit einem dieser vielfältigen Aspekte näher beschäftigen und wird zwangsläufig durch entsprechende Fragestellung das Thema eingrenzen müssen. Ziel ist es dabei, eine kurze Einführung in den Gegenstand zu bieten und im Anschluss eine Diskussion zu organisieren und zu leiten.
Arbeitsgruppe 2: Grenzen und Mauern (Betreuerin: Angela Geck)
Die Globalisierung, neue Transport- und Kommunikationstechnologien haben im 21. Jahrhundert zu einer Entgrenzung der Welt geführt. Gleichzeitig gibt es seit dem Ende des kalten Krieges einen paradoxen Trend zum Bau neuer Grenzbefestigungen in Form von Mauern oder Zäunen. Prominente Mauerbau-Projekte im Globalen Norden, wie das des ehemaligen US-Präsidenten Trump an der Grenze zu Mexiko, dienen der Kontrolle von Migration und Handel im Kontext internationaler wirtschaftlicher Ungleichheit. In anderen Fällen spielen jedoch auch Sicherheitsinteressen im Kontext von inner- und zwischenstaatlichen Kriegen und Terrorismus eine Rolle. Beispielsweise haben die Türkei und Pakistan Grenzbefestigungen errichtet um die grenzüberschreitende Ausbreitung bewaffneter Konflikte und krimineller Strukturen aus den benachbarten Krisengebieten in Syrien und Afghanistan zu verhindern. Gleichzeitig stellen Grenzbefestigungen, gerade im Kontext post-kolonialer regionaler Konflikte, oft auch eine einseitige Demarkation umstrittener Grenzführungen dar. Über all diese Kontexte hinweg, werden Grenzbefestigungen als Mittel zur Verbesserung der Sicherheitslage legitimiert. Die tatsächlichen Auswirkungen auf die Sicherheit verschiedener Bevölkerungsgruppen in Grenzregionen ist jedoch komplex.
Die Arbeitsgruppe setzt sich mit dem Zusammenhang zwischen Grenzbefestigungen und inner- und zwischen staatlichen Gewaltkonflikten auseinander. Anhand selbstgewählter empirischer Beispiele beschäftigt sie sich mit Fragen wie: Welche Rolle spielen sicherheitspolitische Aspekte für die Errichtung von Grenzbefestigungen? Welche Auswirkungen auf die Sicherheit in Grenzregionen haben Grenzbefestigungen?
Arbeitsgruppe 3: Grenzen und Migration (Betreuer*innen: Vincent Tupinier und Birte Wassenberg)
Laut Everett S. Lee werden Migrationsströme von drei Faktoren bestimmt: der Attraktivität des Ziellandes, der Situation im Herkunftsland und den Hindernissen dazwischen. Die Migrationskrise von 2015 bestätigte diese Analyse, insbesondere in Bezug auf die Hindernisse: Grenzen wurden geschlossen, eingezäunt oder stärker überwacht, um den Zustrom von Migranten zu begrenzen.Tatsächlich spielen Grenzen eine entscheidende Rolle bei der Steuerung oder Begrenzung von Migration.
Die Flüchtlingsströme aus dem Krieg in der Ukraine hatten jedoch ein anderes Schicksal. Sie wurden von vielen Ländern aufgenommen, die normalerweise gegen Einwanderung sind. Ungarn nimmt zum Beispiel 700.000 ukrainische Flüchtlinge auf und Polen 3,6 Millionen. Je nach politischen Entscheidungen kann die Grenze also sehr gegensätzliche Entwicklungen durchlaufen: Land des Durchgangs und der Aufnahme für die einen, Ort der Freiheitsberaubung und der Kontrolle für die anderen.
Diese Arbeitsgruppe schlägt vor, die Rolle der Grenzen in Europa in Bezug auf die Migrationsströme in Kriegszeiten zu untersuchen.
Arbeitsgruppe 4: Grenzen und Energieversorgung (Betreuer*innen: Sarah Herrmann und Bénédicte Laroze)
Bereits in der Vergangenheit führte der russisch geführte Kalte Krieg zur einer Energieknappheit in Europa. Die USA und die UdSSR standen in einem Rüstungswettlauf und die USA begannen, Öl- und Gasexporte aus der UdSSR zu beschränken. Dies führte zu einer Energieknappheit in Europa und anderen Ländern, die stark von russischem Gas abhängig waren. Ein ähnliches Szenario erlebt Europa heutzutage. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Länder auf solche Szenarien vorbereitet sind und alternative Energiequellen erschließen. Grenzregionen stehen aufgrund ihrer geographischen Lage und politischen Situation vor besonderen Herausforderungen. Unterschiedliche Energieversorgungssysteme, verschiedene nationale Gesetze und Vorschriften, der grenzüberschreitende Stromhandel und die Energieabhängigkeit erschweren die grenzüberschreitende Zusammenarbeit.
Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit am Oberrhein im Bereich der Energieversorgung. Sie analysiert die besonderen Herausforderungen vor die der Krieg die Grenzregion gestellt hat, untersucht die getroffenen Maßnahmen und gegenwärtigen Pläne für eine weitere Zusammenarbeit und arbeitet Chancen und Herausforderungen heraus.
Dozierende
Beate Rosenzweig
Stellvertretende Institutionsdirektorin Studienhaus Wiesneck und Hon. Prof. Universität Freiburg
Gisela Riescher
Prof. für Politische Philosophie, Theorie und Ideengeschichte, Universität Freiburg
Birte Wassenberg
Prof. für Zeitgeschichte und Internationale Beziehungen, IEP Strasbourg
Joachim Beck
Rektor der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl
Anne Thevenet
Stellvertretende Direktorin, Euroinstitut Strasbourg Kehl
Martin Klatt
Assoc. Prof. für Border Region Studies, University of Southern Denmark
Bernard Reitel
Prof. für Geographie, Université d’Artois
Karl-Rudolf Korte
Prof. für das Politisches System der Bundesrepublik Deutschland und moderne Governance-Theorien, Universität Duisburg-Essen
Uwe Wagschal
Prof. für Vergleichende Regierungslehre, Universität Freiburg
Sylvain Schirmann
Prof. em. für Zeitgeschichte und internationale Beziehungen, IEP Strasbourg
Christine Aquatias
Maitre de Conferences, IEP Strasbourg
Marcus Obrecht
Akad. Oberrat, Universität Freiburg
Angela Geck
Wiss. Mitarbeiterin, Universität Freiburg
Sarah Herrmann
Wiss. Mitarbeiterin, Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl
Vincent Tupinier
Praktikant, IEP Strasbourg
Unsere Partner 2023
Die Sommerschule 2023 wurde veranstaltet und organisiert vom Institut d’Études Politiques (IEP) de Strasbourg in Kooperation mit der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl, dem Seminar für wissenschaftliche Politik der Albert-Ludwigs Universität Freiburg und dem Departement Gesellschaftswissenschaften der Universität Basel.
Sie war eine Veranstaltung im Rahmen des Jean-Monnet-Netzwerks Frontem, das durch das Erasmus+ Programm kofinanziert wird. Die Veranstaltung wurde außerdem gefördert durch Sondermittel des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) Baden-Württemberg zur Abmilderung pandemiebedingter Lernrückstände und durch EUCOR-Mobilitätsmittel.